Die Geschichte der Totenmaske
In der Literatur wird übereinstimmend mit Lessings Totenmaske 1781 der Beginn einer neuen Tradition in der Abnahme von Totenmasken gesehen.
Zuvor sind Abformungen des toten Gesichts entweder in religiös-magischem Zusammenhang zu sehen, wie beispielsweise im alten Ägypten, oder sie sind eingebettet in einen Ahnenkult, der mithilfe solcher Masken die Unsterblichkeit des Geschlechts versichern sollte, wie das in römischer Zeit der Fall war. Lange Zeit, insbesondere in der italienischen Renaissance, dienten die Gipsabgüsse der Verstorbenen den Bildhauern als Vorlagen für Bildnisse der Betreffenden. In Frankreich wurde es gegen Ende des Mittelalters üblich, die Totenmaske des verstorbenen Königs lebensecht zu imitieren, also in sie Glasaugen einzusetzen, ein Inkarnat aufzubringen und künstliche Haare hinzuzufügen. Die so präparierte Maske wurde dann auf eine Puppe gesetzt und öffentlich ausgestellt. Der Fachausdruck für diese Puppen ist effigies. Mithilfe dieses Bildes wurden dann mehrtägige Trauerfeiern möglich.
Von all diesen Gebräuchen emanzipierte sich die Totenmaske von Lessing. Sie war nämlich die erste, die allein deshalb abgenommen wurde, um mit ihr an den Verstorbenen zu erinnern.
Allerdings ist sie eingebettet in die Vorstellungswelt der romantischen Naturphilosophie. Grundlegende Stimmung damals war eine Sehnsucht nach der Unendlichkeit, die man in der Natur und im menschlichen Inneren gesucht hat.
Aus dem 19. Jahrhundert stammen die meisten Abgüsse, die heute in Museen oder in privaten Sammlungen aufbewahrt werden. Man kann diese Zeit auch die Blütezeit der Totenmasken nennen.